Nach fast zwei Jahren,
habe ich mich wieder auf den Weg gemacht.
Diesmal geht es nach
Russland.
Mich bewegen zwei sehr
persönliche Sachen.
Ich möchte aber trotzdem
einiges über meine Reise berichten.
Die Vorgeschichte
Im Sommer verlasse ich
Grosstädte besonders gerne.
Diesmal wollte ich weder
Flug noch Zug noch Reisebus nehmen.
Am liebsten würde ich mit
dem Auto fahren. Bereits in jungen Jahren haben wir (meine Brüder
und ich) mit unserem Vater grosse Strecken mit einem UAZ-Minibus (ein
Militär-Fahrzeug mit Vier-Rad-Antrieb) aus Sotschi nach
St.Petersburg mehrmals gefahren. Mein Vater wusste wie man eine
Dienstreise in ein Abenteuer verwandelt und für alle Beteiligten
(insbesondere für mitgenommene Kinder) ein unvergessliches Erlebnis
macht. Wir sind mehrmals durch Russland, Ukraine, Lettland, Estland,
Litauen, Abkhasien gefahren. Wir, Kinder, hatten von Strapazen und
kleinen Reiseschwierigkeiten kaum was mitbekommen, für uns waen das
immer pure Abenteuer mit wildem Spass an fremden Städten,
Countryside, Lagerfeuer und Übernachtungen in allen möglichen
Ecken – in Hotels, bei Bekannten, in Dörfern, einfach im Wald
neben Landstrassen.
Dies war jedoch die
Vorgeschichte. Diese „Trips“ aus früheren Jahren haben meine heutige Reiselust
sehr geprägt.Flügzeug oder Zug sind
für mich daher nicht das beste Mittel für das Erlebnis „Reise“.
Weg aus Berlin
Diesmal scheinte eine
Autoreise Berlin-Moskau wieder zu klappen – vor zwei Jahren habe
ich auf diesem Wege Pjotr Bednarek kennengelernt. Pjotr wohnt in
Düsseldorf und arbeitet als Linienbus-Fahrer. Das ist Mr. Jekill.
Als Dr. Hyde ist Pjotr noch sympatischer – er wohnt gelegentlich in
seiner halbverlassenen Wohnung in Moskau, macht Karma-Yoga in
dortigen Hare-Krishna Cafes, reist in seinem Toyota-Minibus durch
Osteuropa (Balkan-Länder inklusiv) und ist ein Mensch mit dem man
nach zwanzig Minuten ein unwiderstehbares Gefühl hat mindestens
zwanzig Jahren gut befreundet zu sein.
Mit Pjotr Bednarek (Moskau 2010)
Im letzten Moment hat
Pjotr seine Teilnahme abgesagt – er hatte Probleme ein chinesiches
Visum in Deutschalnd zu bekommen und musste frühzeitig nach Moskau
abreisen um dort sein Visum ins Unterhimmelsreich abzuholen.
Glücklicherweise blieb
noch unsere dritte Mitreisende – Katja Fritz. Sie gehört zu
„Russen-Deutschen“, genauso wie Pjotr. Und genauso wohnt sie
zwischen beiden Ländern – in deutschem Saarland und in Moskau.
Katja holte mich am Samstag, am 20.August in Berlin ab und... die
Reise begann.
Gegen 19 Uhr haben wir
polnische Grenze überquert. Ich ließ Katja sich erholen, setzte
mich ans Steuer und drückte auf Gas. Polen in eine Nacht. Möglich
aber anstrengend. Um halb-drei Morgens waren wir an der
polnisch-weissrussischen Grenze. EU endet hier.
7,5 Stunden Wartezeit. Ich
habe geschlafen (nach der ganzen nacht Fahrerei fiel mir es nicht
schwer, auch im Auto) währrend Katja sich vor Langeweile quällte.
Endlich alle Formalitäten sind hinter uns, wir sind auf dem
Weissrussischen Boden und die Reise führt uns durch eine der wenigen
Länder,immer noch Sozialismus regiert.
Brest (Quelle: http://farm7.staticflickr.com/6150/6207142857_4431b6821f.jpg )
Weissrussland ist übrigens
nicht von allen Staaten anerkannt obwohl sie eigene Gesetze, Währung
etc. hat. Übrigens wirtschaftlich geht es dem Land nicht besonders
gut. Die Inflation zeigt sich in immer weniger Wert werdenden
weissrusischen Rubeln. Ein Stieleis aus einem Tankstelle-Shop kostet
5000 weisrussischen Rubel. Ich rechne schnell um – das sind ca. 50
Eurocent.
Das Land ist breit, flach
und für mein Empfinden langweilig. Im zweiten Welt-Krieg gab es hier
unerbittliche Partisanen-Kämpfe. Heute ist Weissrussland wegen
seiner schönen Frauen bekannt.
Ich bin wieder am Steuer,
schaue neugierig rum – keine Partisanen. Schöne Frauen zeigen sich
auch nicht...
Um 21 Uhr kommt der
Grenzübergang nach Russland. Es wird schnell dunkel. Wir stellen
unsere Uhren drei Stunden nach vorne. Eigentlich sollte es nur zwei
Stunden sein. Dieses Jahr aber verzichtet Russland die Uhren auf
Sommerzeit zu stellen. Bravo! Ich finde dieses Spiel mit der Zeit
nicht klug.
Unser Auto rast durch den
Raum und Zeit. Wir, katja und ich sprechen über alles Mögliche.
Auch über sehr persönliche Dinge. Kennt ihr dieses Phänomen?
Manchmal öffnet sich man unerwartet tief einem völlig fremden
Menschen. Grade deswegen, weil man ihm kurz begegnet und keine
spätere Kontakten folgen werden.